In der Schweiz stossen viele neurodivergente Menschen auf Barrieren, die ihre gesellschaftliche Teilhabe einschränken. Entrechtung bedeutet nicht nur den Verlust des Wahlrechts, sondern auch den Ausschluss von Bildung, Arbeit, Gesundheitsversorgung und öffentlichem Leben. Trotz wachsender Aufmerksamkeit und Fortschritte erleben viele neurodivergente Menschen weiterhin Missverständnisse und Ausgrenzung, was das Risiko sozialer und wirtschaftlicher Ausgrenzung erhöht.
Ein Hauptgrund dafür ist, dass viele Institutionen weiterhin nach Normen funktionieren, die auf neurotypischem Verhalten basieren. Das führt zu unfairer Behandlung oder fehlenden Anpassungen in Schulen, am Arbeitsplatz und in öffentlichen Diensten. Um das Risiko von Entrechtung zu verringern, braucht es mehr als gute Absichten – nämlich Transparenz, Verständnis, konkrete Massnahmen und strukturelle Veränderungen.
Zuerst ist es wichtig, Neurodivergenz als das zu erkennen, was sie ist: kein Defizit, sondern eine natürliche Variation in Wahrnehmung, Denken und Verhalten. Die Trennung von Neurodivergenz und schädlichen, veralteten Stereotypen ist entscheidend für inklusivere Gesellschaften.
Auch die Zugänglichkeit muss verbessert werden. Die meisten Systeme – Lernmaterialien, Formulare, rechtliche Verfahren etc. – wurden für neurotypische Denkweisen entworfen. Für viele neurodivergente Menschen sind diese Strukturen überfordernd. Sie brauchen oft Klarheit, Flexibilität, direkte Kommunikation und reizfreundliche Umgebungen. Die Anpassung von Systemen an diese Bedürfnisse und angemessene Unterstützungsmassnahmen sind essenziell für den gleichen Zugang.
Weiter, ist die Repräsentation ist wichtig. Neurodivergente Menschen müssen aktiv an Entscheidungen beteiligt sein, die ihr Leben betreffen – sei es in der Politikgestaltung, in der Interessenvertretung oder bei der Entwicklung inklusiver Strukturen. Ihre Stimmen sind zentral, denn ihre Erfahrungen helfen, funktionierende inklusive Umgebungen zu schaffen.
Schliesslich muss Unterstützung proaktiv sein. Frühe Förderung, angepasste Bildungsangebote, inklusive Einstellungsverfahren und zugängliche Systeme können das Risiko von Isolation, psychischen Belastungen und Arbeitslosigkeit verringern.
Die Schweiz verfügt über eine starke Grundlage an Rechten und demokratischen Werten. Damit diese auch für neurodivergente Personen voll wirksam werden, müssen sie im Alltag konkret umgesetzt werden. Inklusion ist keine Wohltätigkeit – sie ist das Fundament einer produktiven Gesellschaft, in der jede Stimme zählt. Das Risiko von Entrechtung zu verringern heisst, aktiv Barrieren abzubauen, die volle Teilhabe an Bildung, Arbeit, Gesundheit und öffentlichem Leben verhindern. Ziel ist nicht nur, Raum zu schaffen, sondern sicherzustellen, dass neurodivergente Menschen ihre besonderen Stärken gleichberechtigt einbringen können.